Rudolf-Hildebrand-Gymnasium zu Stendal

_Drama einer Schule in fünf Akten

Akt_1: Glanz
_Es ist ein helles, freundliches, geräumiges & nach modernsten Gesichtspunkten eingerichtetes Schulhaus, welches hier nun steht, am Mönchskirchhof zu Stendal. Es ist ein eigenen Turnsaal vorhanden, der auch für Schulfeiern nutztbar gemacht werden kann, Physikräume & einen Zeichensaal. Wenn Kochen auf dem Stundenplan stehe, kann das Mittagessen mit kulinarischen Hochgenüssen aufwarten, Brennesselspinat, zum Beispiel. Der Hausmeister macht sich später bereits im Dienstleistungssektor der Pausenversorgung mit Milch & Kakao verdient. Acht Sommer lang beträgt die Bildung maximal. [1911-1935]

Akt_2: Fall
_Neue Unterrichtsfächer werden eingeführt & das mit Erfolg: die Ahnenforschung wird vorrangetrieben & Ordnung, Sorgfalt & Sparsamkeit sind das höchste Gebot. Die Schule kann im weiteren Verlauf mit außergewöhnlichen Glanzlichtern aufwarten, Nähmaschinen, an denen die Mädchen die Fähigkeit des Herstellen und Reparieren von Kleidungsstücken ermächtig werden. Der Schwimmunterricht wird in den Sportunterricht aufgenommen & jener selbst wird bei gutem Wetter am Uchtebad stattfinden. [1936-1942]

Akt_3: Krisis
_Die männliche Lehrerfachschafft wird nun durch Kolleginnen oder Ehefrauen jener männlicher ausgetauscht. Auch die Räumlichkeiten werden mal gewechselt und großzügig Hitzefrei gegeben. Im Winter werden von nun an Hausaufgaben für die ganze Woche erteilt. Doch alsbald wird dem Gebäude ein neuer Zweck aufgebürdet: in drei Monaten erlernt der junge Volkssturm das Kriegshandwerk. Er wird hier verpflegt und bezieht solange Quartier. [1943-1945]

Akt_4: Wiederaufstieg
_Das Schulgebäude Volksschule II trägt ab sofort den Namen des um 1875 an der Leipziger Thomasschule unterrichtenden Lehrers und Sprachwissenschaftlers Rudolf Hildebrand. Die sowjetische Kontrollbehörde gibt 183 Schulbücher frei & der Russischunterricht findet Einzug in die Stundenpläne. Die Schule bekommt weitere tatkräftige Unterstützung: das Gefängnis übernimmt die Patenschaft & Häftlinge reparieren Schuhe & Bänke. Später nun machen Nationale Front, die Jungen Pioniere & die Freie Deutsche Jugend Werbung unter der Schülerschaft & für die auch nachmittags Bleibenden wird in der Weberstraße ein weiterer Schulstandort eröffnet. Die Lehranstallt erhält weiterhin den Rang einer polytechnischen Oberschule und zehn Sommer wird nun die Bildung dauern & merke: Kampf für den Frieden steht hoch im Kurs. [1946-1989]

Akt_5: Hoffnung
_Die Schule steigt in den elitären Rang der Schulform Gymnasium auf & ein Umbau beginnt mit Toilettenanlagen, Heizung & Schulhof & endet nicht minder bei den Fenster wenngleich auch Keller und Fachräume eingerichtet beziehungsweise umgebaut werden, welches teilweise an schieres Wunder erinnern mag. Auch der elektronische Datenverarbeitungsbereich erfreut sich baldiger Auffrischung. Die Schulung der nächsten Generation steigt auf fast 13 Sommer nebst Winter an & die Schülerzahlen sind rückläufig. Die Fusion mit dem Konkurrenten steht an & der Names-, gleichzusetzten mit dem Gesichtsverlust, steht unmittelbar bevor...
_Möge auch die teilweise Bedeutungslosigkeit Vorteile haben. [1990-2001]

_Zu Dank verpflichtet: _Dr. Beate Zacharias & _HammerFall
_Den Durst nach näheren Information löschend bei: _Frau Kühn fragend nach "Von der Volksschule II zum R.-Hildebrand-Gymnasium"

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