Was veranlaßt jemanden an Deutschlands Grenzen Werbeplakate aufzustellen?
Was veranlaßt ausländische Architekten die deutsche Bauaufsicht zur Verzweiflung zu bringen?
Was veranlaßt einige Manager falsche Besucherzahlen herauszugeben?
Was veranlaßt Zeitungen Sonderbeilagen zu drucken?
Richtig!
Die Weltausstellung,
EXPO2000 HANNOVER
(beschrieben vom klon)

 
 

EXPO-Grundriß
EXPO-Grundriß
   Durch grandiose Umstände hat HAiNZ drei Reporter in das Gelände geschmuggelt um sich dort mal umzusehen und gegebenenfalls die Gerüchte und Vorurteile zu bestätigen.
   Aber zuerst fällt mir da nochmal die neue EXPO2000 Fernsehwerbung ein. Der Slogan lautet: "Das gibts nur einmal, das kommt nie wieder!" und ich dachte schon, es sitzen nur Vollidioten beim EXPO-Management. Ich hoffe natürlich inständig, das sowas nie wieder kommt. Was jetzt schon der Steuerzahler über den Bund, sowie das Land dazuschießen muß, ist doch unglaublich. Aber, wenn sich das Management der HANNOVERMESSE geschickt anstellt, kann es mit dieser riesen Fläche einer der bedeutensten Messestandorte in Europa werden.

venezuelischer Pavillion
venezuelischer Pavillion
venezuelischer Pavillion
niederländischer Pavillion

   Den Namen "Weltausstellung" hat sich das Ding schon verdient. In den Hallen von Asien und Europa kommt man sich vor wie auf einer Reisemesse. Ein kleines, liebevoll aufgebautes Modell und ein paar Prospekte und das war`s. Mehr nicht. Innovationen darf man nicht erwarten. Ein schöner Reisemessepavillon ist der niederländische. Gleich in der Nähe der Seilbahn ist er schnell zu erreichen (auf unserer Karte Nummer 2). Ich glaube, er ist der schönste von allen. Zuerst wird man aufs Dach gekarrt, wo ein Holzsteg vorbei an Wasser und Windrädern zur Treppe führt, von der man aus in zwei verschiedene Filme gelotst wird. Danach geht`s ab in den Wald, darunter die eingetopften Wurzeln, darunter noch ein Meer an Blumen und zum Schluß, ja, vielleicht war es ein überdimensionaler Eierkarton.

   Wenn ich überlege, wer alles Innovationen geboten hat, fällt mir prompt Rußland ein. Ja, kein Scherz. Weltraumtechnik, Unterseebohrplattformen, Ultraleichtflugzeuge, Solartechnik, Holographie und einiges mehr. Ich hätte das nicht erwartet. Die Restlichen Innovation verteilen sich auf die Themenparks und einige restliche Pavillons. Der Themenpark Nummer 5 (auch auf der Karte Nummer 11) kann ich in der Hinsicht empfehlen, daß dort einige nette PKWs und ein LKW rumstehen und im Zentrum viele kleine Robotereier durch die Gegend kurven
Roboterei
großes Roboterei
(die größten sind knapp drei Meter hoch). Die Sache ist so geil gemacht, daß man dort glatt eine Stunde lang rumhängen könnte. In Nummer 6 (auch auf der Karte, Nummer 12) gibt es die bequemsten Sessel der Welt, und das ist keine Übertreibung! Man wird erst in die Horizontale geklappt und danach durchgeschaukelt. Genial. Auch die Bemerkung vorher: "Bitte fallen Sie nicht in den See.": Findet selber raus, was das soll. In den anderen Themenparks (auf der Karte "darunter") findet man Ausstellungen zum Thema Nahrung, Mensch und so weiter, sowie den "Planet of Vision" (Nummer 9). Alles absolut Klasse gemacht, mit Wald an der Decke als unerreichbares Paradies, mit Honig eingehüllte Grashüpfer, der Tunnel des Wissens. Lohnenswert!
Cyclebowl des Dualen Systems
Cyclebowl des Dualen Systems
   Auch die Cyclebowl des Dualen Systems (auf der Karte Nummer 13) bietet ausnahmsweise mal Innovation: Einmal ihre neue Sortieranlage, die alle Stoffe automatisch erkennt und mit Druckluft oder Magnetfeldern sortiert und somit mehr recycelbares Material raus"filtert". Zum anderen gibt es Ideen, Chlorophyll technisch zu nutzen, und und und. Natürlich appelliert der Grüne Punkt auch an unser schlechtes Gewissen: wieviel Wasser wir verbrauchen, was alles fürŽn Müll entsteht. Und ab und zu wird auch noch eine tolle Show geboten, wenn die Grüne-Punkt-Fritzen ihren Deckenventilator anschmeißen und eine kleine Wasser-Staub-Windhose herzaubern. Wundervoll.

   Die Weltausstellung hat ihren Gastgebern schon immer irgendetwas Furioses hinterlassen: Der Kristallpalast in London, der Eifelturm und der "Palais de IŽélectricité" in Paris, das "Monument de Christophe Colomb" in Chicago, das Atomium in Brüssel, oder die neue Brücke in Lissabon. Aber was hat die Weltaustellung in Hannover zu bieten? Einen Wal? Oder vielleicht einen Pavillon komplett aus Papier - wäre die deutsche Bauaufsicht nicht, die der Papierschlange (im Bildhintergrund des venezuelischen Pavillon) ein Holzgerüst verpaßt hat -. Toll.
Atomium
EXPO 1958 in Brüssel, das Atomium
   Aber zurück zur Geschichte der EXPO. 1867 präsentiert Deutschland in Paris die Kruppsche Riesenkanone (damals die größte der Welt), mit der Paris im Deustch-französichen Krieg (1870/71) später beschossen wurde. 1876 blamierte sich Deutschland mit seinem Auftritt in Philadelphia prächtig: die ausgestellten Produkte wurden anläßlich der Jahrhundertfeier der amerikanischen Unabhängigkeit als qualitativ minderwertig belächelt. Die Industrieaustellung wurde im verlaufe der Jahre als Politbühne benutzt. 1937 in Paris artete dann die Leistungschau der Volkswirtschaften zu einem offenen Wettkampf der politischen Systeme aus. 1958 blieb der erster deutsche Wirtschaftsminister (nach dem zweiten Weltkrieg) Ludwig Erhard im begehbaren Atomium in Brüssel auf einer Rolltreppe stecken. Er sollte nicht der einzige bleiben. Aber nach und nach entwickelt sich die Weltaustellung zu einer Tourismusbörse, die mehr Reiseziele und Kleinigkeiten bietet, als Fortschritt und Innovation zu zeigen.

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